Was sind Private Markets?
Private Markets bzw. Privatmarktanlagen beschreiben Kapitalanlagen, die nicht an den regulären Börsen gehandelt werden. Diese Anlagen können Unternehmen, Immobilien, Investitionen in Infrastruktur oder Kreditfinanzierungen umfassen. Im Vergleich zu den Public Markets (Börsen) sind die Vermögenswerte der Private Markets illiquider, bieten jedoch den Vorteil, dass Investoren ihr Portfolio mit Investments diversifizieren können, die nicht an der Börse gelistet sind. Dadurch, dass diese Anlagen nicht öffentlich handelbar sind, war der Zugang zu diesem Markt für Privatanleger lange Zeit stark eingeschränkt, vor allem durch sehr hohe Mindestinvestmentsummen. Dadurch nutzten diese Form der Kapitalanlage bisher vor allem Family Offices und institutionelle Investoren. Doch in den letzten Jahren hat sich diese Anlageklasse, vor allem durch neue Anbieter im FinTech-Bereich, mehr und mehr für Privatanleger geöffnet.
Die Geschichte der Private Markets
Die Anfänge der Private Markets reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, als große Unternehmen in Europa und den USA begannen, durch den Verkauf von Unternehmensanteilen an wohlhabende Geldgeber Kapital für ihr Unternehmen zu generieren – die Aktiengesellschaft entstand. Sogenannte Risikokapitalinvestitionen (das heutige Venture-Capital) waren bis zum Zweiten Weltkrieg von wohlhabenden Einzelpersonen und Familien dominiert.
1901 führte JP Morgan schließlich mit dem Aufkauf der Carnegie Steel Company die wohl erste fremdfinanzierte Übernahme mithilfe privaten Beteiligungskapitals durch1. 1946 gründete George Doriot die American Research and Development Corporation (ARDC), die weltweit erste öffentliche Venture-Capital-Gesellschaft. Die ARDC nutzte Kapital von Privatinvestoren, um Unternehmen von Kriegsheimkehrern zu fördern2. Dieses Unternehmen schrieb auch die erste große Erfolgsgeschichte des Risikokapitals – eine Investition von 70.000 € im Jahr 1957 wurde schon 14 Jahre später auf den Wert von 355 Millionen Dollar geschätzt, nachdem das finanzierte Unternehmen an die Börse gegangen war3. In den folgenden beiden Jahrzehnten investierten immer mehr private Investoren in nicht börsennotierte Unternehmen.
Ab den 1970ern Jahren etablierte sich Private Equity immer mehr als eigene Anlageklasse mit entsprechender Regulatorik. Als Konsequenz der Finanzkrise im Jahr 2008 und der Eurokrise im Jahr 2010 verabschiedete das EU-Parlament die Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds, welche die Verwalter alternativer Investmentfonds reguliert4. Die Richtlinie wurde in Deutschland 2013 im Rahmen des Kapitalanlagegesetzbuches im nationalen Recht verankert5.
Privatmarktanlagen sind die letzten Jahre stetig im allokierten Gesamtvermögen gewachsen. Private Equity, eine Unterklasse der Private Markets, verzeichnete besonders ab den 2010er Jahren einen starken Anstieg im globalen Vermögenswert:
Die Bedeutung von Private Markets heute
Auch, wenn der Aktien- und Anleihenmarkt nach wie vor größer ist als der Anteil der Private Markets, machen diese mittlerweile einen beachtlichen Anteil der Kapitalmärkte aus – 2021/2022 bereits über 6,9 Bill. US-Dollar.
Laut McKinsey verwalten Private Equity Firmen derzeit Vermögen von mehr als 4,5 Bill. US-Dollar6, wobei die fünf 5 größten Private Equity Firmen allein schon mehr als 465 Bill. US-Dollar Kapital managen. Diese sind:
- Blackstone (124 Mrd. US-Dollar)
- Kohlberg Kravis Roberts (KKR) (103,2 Mrd. US-Dollar)
- EQT (99,1 Mrd. US-Dollar)
- CVC Capital Partners (77,6 Mrd. US-Dollar)
- TPG (Texas Pacific Group) (61,9 Mrd. US-Dollar)7
Wie sehr der Markt in den vergangenen 20 Jahren gewachsen ist, veranschaulicht diese Grafik zur Private Markets Industry von Hamilton Lane auf beeindruckende Weise.
Die Anlageklasse der Private Equity hat darüber hinaus in den letzten 15 Jahren im Vergleich zu anderen Anlageklassen eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet. Private Equity liegt hier bei ca. 13,2 %, der MSCI World mit ca. 8,1 % im Mittelfeld.
Private Markets bieten also vielfältige Investmentmöglichkeiten, die eine attraktive Ergänzung für Portfolios mit Public Market-Anlagen darstellen können.