Kauft man eine Staatsanleihe, gewährt man dem jeweiligen Staat einen Kredit. Mit dem Besitz hat man gegenüber dem Staat, der sie ausgestellt hat, einen Anspruch, man ist sein Gläubiger. Der Handel mit Staatsanleihen ist nichts anderes als ein Handel mit Schuldscheinen, die den Besitzer berechtigen, Geld vom Staat zu fordern. Der Staat wiederum gibt solche Schuldscheine heraus, um sich Geld zu beschaffen, um liquide zu bleiben. Der Kauf von Staatsanleihen ist schon mit sehr geringen Beträgen möglich, das Angebot richtet sich also nicht ausschließlich an mittlere und große Anleger, wie viele andere Investmentmöglichkeiten. Im Prinzip ist die Ausgabe von Staatsanleihen nichts anderes als eine klassische Form des Crowdinvesting: der Milliardenbetrag, den sich ein Staat zu einem bestimmten Zeitpunkt leihen will, wird auf viele Anleger verteilt.
Auch wenn das Grundprinzip allen Formen der Staatsanleihen gemein ist, variieren die Details von Land zu Land und von Art zu Art. Bei deutschen Staatsanleihen unterscheidet man im Wesentlichen zwischen drei verschiedenen Typen:
Die klassischen Bundesanleihen funktionieren nach folgendem Prinzip: Sie werden zu einem vorher bekanntgegebenen Termin mit einer Laufzeit von zehn oder 30 Jahren zu einem ebenso festgelegten Preis ausgegeben. Von diesem Zeitpunkt an werden diese Anlageprodukte an der Börse gehandelt und sind frei zugänglich. Am Ende jeden Jahres wird dem Eigentümer ein nicht variabler Zinssatz ausgezahlt, nach Ablauf der Anleihen der Nominalwert der gehaltenen Bundesanleihen. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die Bund-Länder Anleihen, die einzigen Unterscheide sind die Laufzeit (sieben Jahre) und die Tatsache, dass diese Anleihen von beiden gemeinsam ausgegeben werden. Sodann gibt es Tagesanleihen, die, wie der Name schon sagt, täglich gekauft und veräußert werden können. Hierbei handelt es sich um eine unverzinsliche Anleihe, deren Wertgewinn vom Staat bestimmt wird, indem jeden Tag Ausgabe- und Rücknahmepreis erhöht werden.
Bei diesem Anlageprodukt handelt es sich im Prinzip um Bundesanleihen, nur mit einer erheblich kürzeren Laufzeit von lediglich zwei Jahren und somit auch einem niedrigeren Zinssatz. Zudem gibt es die unverzinsten Schatzanweisungen, die nach einem noch kürzeren Zeitraum (sechs oder zwölf Monate) ausgezahlt werden. Weil sie eben unverzinst sind, werden sie zu einem niedrigeren Kurs als der Nennwert ausgegeben. Sie sind nicht börsengehandelt.
Diese Art der Investition ähnelt den beiden oben genannten Anlageprodukten, ihre Laufzeit beträgt aber fünf Jahre. Sie gelten somit als mittelfristige Anlage.
Darüber hinaus werden noch weitere Bundeswertpapiere genutzt, um die Staatsschulden, die durch Fremdkapital entstanden sind zu tilgen Hierzu zählen neben den obengenannten Möglichkeiten noch:
* Bundesschatzbriefe* Finanzierungsschätze des Bundes* unverzinsliche Schatzanweisungen.
Die meisten Staatsanleihen sind börsengehandelt, man kann sie also ganz einfach kaufen. Auch solche, die lediglich außerbörslich gehandelt werden, können in der Regel über die Bank, bei der man sein Depot hat, oder über einen Broker beschafft werden. Zudem ist es möglich, Anteile und Fonds, die Staatsanleihen halten, zu kaufen. Dabei gibt es Fonds, die nur in Anleihen verschiedener Länder investieren, aber auch solche, die Staatsanleihen nur als sicheren und krisenbeständigen Posten in ihrem Portfolio halten. Staatsanleihen gelten nämlich weithin als sicher und werden als Wertpapiere für risikoscheue Anleger angepriesen. Deutsche Staatsanleihen sind sogar mündelsicher, das bedeutet, sie können von einem Vermögensverwalter für eine nicht mündige Person gekauft werden. Diese Art der Investition unterliegt bezüglich des Risikos besonders strengen Regeln. Allerdings ist das Risiko zwischen den Anleihen verschiedener Staaten unterschiedlich. Bei Staaten, deren Kreditwürdigkeit fraglich ist, besteht bei dieser Anlageform ein höheres Ausfallrisiko. Das führt dazu, dass es für diese Staaten schwieriger ist, auf dem internationalen Finanzmarkt geneigte Geldgeber zu finden. Deshalb sind solche Staatsanleihen wesentlich besser verzinst, sodass eine höhere Rendite zu erwarten ist. Das erschließt die potenziellen Käufer, die in Erwartung eines vergleichsweise hohen Gewinns ein verhältnismäßiges Risiko einzugehen bereit sind. Zuletzt konnte man eine solche Entwicklung bei Eurostaaten, die kurz vor dem Staatsbankrott standen und für deren Staatsanleihen die Verzinsung teilweise über 30% betrug, beobachten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) und sein Präsident Mario Draghi versuchen die Konjunktur zu beleben. Seit Anfang 2015 wurde deshalb ein massives Kaufprogramm von unter anderem Staatsanleihen gestartet. Dies führt dazu, dass Staatsanleihen für private Anleger weniger rentabel sind, die Zinsen auf Staatsanleihen sind niedriger geworden.
Alles in allem sind Staatsanleihen relativ vielfältig: In der Regel ist es eine sehr sichere Anlage, jedoch kann man sie auch spekulativ einsetzen (entweder indem man auf eine unsichere Auszahlung wettet, oder aber indem man auf Kursänderungen während der Laufzeit spekuliert).
Aber nicht nur die Anleihenkäufe sollen die Konjunktur wieder beleben. Die europäische Zentralbank hat darüber hinaus einen Strafzins eingeführt, der Banken dazu zwingen soll, sein überschüssiges Geld an Unternehmen weiterzugeben. Auch die Sparer sollen durch die von der EZB niedrig veranlassten Zinsen, dazu bewegt werden, ihr Geld zu investieren, anstatt es auf Bankkonten zu parken.