Der Synthetische Risiko- und Ertragsindikator (englisch: Synthetic Risk and Reward Indicator), der häufig in der Kurzform SRRI verwendet wird, ist eine Kennzahl aus der Finanzwirtschaft, welche als Indikator für die Höhe der Schwankungen eines Fonds steht. Anhand der Intensität der Wertschwankungen, die auch als Volatilität bezeichnet wird, kann geschlussfolgert werden, wie hoch das Risiko von Kursverlusten ist bzw. wie hoch die Chancen sind, Kursgewinne zu realisieren. Die Kennzahl wird nach europäischen und deutschen Vorschriften einheitlich berechnet und von den Fondgesellschaften veröffentlicht.
Um den SRRI zu berechnen, ist eine Betrachtung eines jahresübergreifenden Zeitraumes notwendig. Die Kennzahl bezieht so insgesamt fünf Jahre in die Berechnung mit ein. Dabei werden jeweils die wöchentlichen Schlusskurse, auch Renditen genannt, zugrunde gelegt. Ausgeschüttete Erträge und Quellensteuern werden bei der Berechnung des Risiko- und Ertragsindikators mit berücksichtigt.
Mithilfe einer statistischen Rechnung werden dann die historischen Wertschwankungen berechnet. Diese zeigt eine relative Kennzahl, welche in der Regel zwischen 0 und 25 % liegt. Ergibt sich ein Wert von 5 %, so kann interpretiert werden, dass der Investmentfonds in den letzten fünf Jahren pro Jahr um 5 % geschwankt ist. Dabei ist allerdings offen, ob es sich um eine fünfprozentige Wertzunahme oder einen fünfprozentigen Wertverlust handelt.
Damit potentielle Anleger das Risiko und die Ertragschancen eines Fonds einschätzen können, werden die oben ermittelten Werte in verschiedene Risikostufen eingeteilt. Dazu werden jeweils sieben Intervalle gebildet, welche schließlich eine Bewertung entsprechend der nachfolgenden Aufzählung erlauben:
Da es immer einen Konflikt zwischen dem Risiko und der Chance eines Investments gibt, muss jeder Anleger individuell entscheiden, welches persönliche Risiko-Ertragsprofil ihm zusagt. Durch die einheitliche Berechnung und Veröffentlichung des SRRI hat ein Anleger die Möglichkeit, Fonds entsprechend seiner Risikoneigung auszuwählen.
Dabei sollte immer berücksichtigt werden, dass sich gewisse Fondsarten immer in einer bestimmten Risikoklasse befinden. Anleger, die sich für Aktienfonds oder ETF interessieren, werden es schwer haben, ein geringes Risiko bei einem Fond auszumachen. Hier empfiehlt es sich eher, nach Mischfonds oder Garantiefonds Ausschau zu halten. Diese können höhere Sicherheiten bieten.
Nach den Vorgaben des Kleinanlegerschutzes und den europäischen gesetzlichen Regelungen müssen Fondsgesellschaften den SRRI ausweisen. In Deutschland geschieht dies in der Regel im Verkaufsprospekt oder den Verkaufsunterlangen eines Fonds. Diese beinhalten unter anderem die sogenannten Wesentlichen Anlegerinformationen. Häufig wird dieses Dokument auch kurz als KIID bezeichnet.
Bei der Recherche nach geeigneten Fonds und ETF stoßen potentielle Anleger regelmäßig auf zwei verschiedene Anlegerinformationen. Dabei handelt es sich einmal um das Kurzprospekt und andererseits um die ausführliche Anlegerinformation. Die Angaben zum synthetischen Risiko- und Ertragsindikator sind für viele Anleger von besonderer Bedeutung. Sie sind daher in der Regel in beiden Dokumenten zu finden.
In der Praxis hat sich die Einstufung in die oben genannten Risikointervalle bewährt. Nichtsdestotrotz ist eine statistische Berechnung immer eine vergangenheitsorientierte Betrachtung. Das heißt, dass die berechneten Werte nicht vorausschauend sind und somit auch keine verlässlich Aussagen über eine künftige Wertentwicklung treffen können. Wirtschaftliche Entwicklungen oder gesetzliche Rahmenbedingungen können ungeplante Auswirkungen auf die Wertentwicklung von Fonds nehmen. Umgekehrt können als volatil geltende Fonds und ETF plötzlich keine Wertschwankungen mehr verzeichnen. Zudem sollten sich Anleger auch darüber bewusst sein, dass selbst Fonds, welche lediglich ein Risiko-Ertragsprofil von bis zu 0,5 % aufweisen, mit einem beträchtlichen Risiko behaftet sind.
Der SRRI berücksichtigt außerdem keine Erwerbskosten, die bei einer Anschaffung eines Investors anfallen würden. Diese Kosten können die erwartete Rendite jedoch beträchtlich beeinflussen und sollten daher stets verglichen werden. Siehe auch: Weichkosten und Agio.
Anleger sollten eine Investitionsentscheidung daher niemals allein von dem synthetischen Risiko- und Ertragsindikator abhängig machen.