Die Vor- und Nachteile der Riester-Rente werden nach wie vor kontrovers diskutiert. Sie soll helfen, vor allem Geringverdiener vor Altersarmut zu schützen. Die Rentenlücke, die sich aus dem rückläufigen Rentenniveau ergibt, wird auch für Durchschnitts- und Besserverdiener immer größer.
Die Riester-Rentenvorsorge gehört zur zweiten Schicht der privaten Altersvorsorge und ist eine geförderte Zusatzversorgung. Die Riester-Rente ist eine freiwillige private Rentenversorgung, die staatlich bezuschusst wird. Sie dient der Altersvorsorge von Beamten, Richtern, Soldaten, Angestellten, Wehr- und Zivildienstleistenden, Arbeitslosen, ALG II-Empfängern, rentenversicherungspflichtigen Selbstständigen, geringfügig Beschäftigten, vollständig Erwerbsgeminderten sowie Beziehern von Krankengeld. Dieser Personenkreis hat Anspruch auf die staatliche Förderung. Alle anderen Personen wie Studenten und Selbstständige, die nicht rentenversicherungspflichtig sind, können einen Vertrag ohne staatliche Zulagen abschließen. Zulagenberechtigt sind ebenfalls Ehepartner von Förderberechtigten, wenn der Partner einen eigenen Riester-Vertrag besitzt. Die Beiträge fließen in einen Banksparplan, Fondssparplan oder eine Rentenversicherung. Im Alter lässt sich der Versicherte daraus eine regelmäßige Rente auszahlen. Eine Besonderheit ist das so genannte Wohn-Riestern, das als Bausparen oder zur Entschuldung von Immobilieneigentum genutzt werden kann. Gutverdiener können neben den öffentlichen Zuschüssen von der steuerlichen Absetzbarkeit der Einzahlungen bei der Riester-Rente profitieren.
Ein großer Pluspunkt der Riester-Rente ist, dass trotz Anlage der Beiträge über viele Jahre kein Verlust erzielt werden kann. Damit die Beiträge auch zur Altersvorsorge verwendet werden, ist nur eine regelmäßige Rentenauszahlung des Kapitals möglich. Lediglich 30 Prozent des Guthabens können als Einmalbetrag ausgezahlt werden, jedoch nicht vor dem 60. bzw. 62. Lebensjahr des Vertragsinhabers. Der Gesetzgeber hat ab 2018 die Attraktivität der Verträge erhöht. Die Grundzulage wurde um 21 Euro pro Jahr aufgestockt, von 154 auf 175 Euro. Zusätzlich gibt es für alle Kinder, die ab 2008 geboren wurden, 300 Euro Kinderzulage und für zuvor geborene Kinder 185 Euro im Jahr, solange sie kindergeldberechtigt sind. Die Zuschüsse fließen direkt in den Riester-Vertrag. Darüber hinaus kann der Sparer in seiner Steuererklärung maximal 2.100 Euro an Eigenbeiträgen und Zuschüssen als Sonderausgaben steuermindernd geltend machen. Das macht sich insbesondere für gutverdienende Beamte und Angestellte bezahlt. Wer die staatlichen Zuschüsse voll ausschöpfen möchte, muss mindestens 4 Prozent von seinem jährlichen Bruttoeinkommen in den Riester-Vertrag einzahlen. Bringen Riester-Sparer weniger ein, wird die Zulage nur anteilig gewährt.
Dennoch ist die Riester-Rente bei Sparern und Anlegern wenig beliebt, da sie als komplexes, bürokratisches und damit teures Vorsorgeprodukt wahrgenommen wird. Durch die hohen Kosten sind Verträge erst dann rentabel, wenn der Sparer ein hohes Lebensalter erreicht. Beispielsweise sind die Vererbungsmöglichkeiten unterschiedlich geregelt und hängen vom gewählten Produkt sowie davon ab, ob der Vertragsinhaber während der Anspar- oder Auszahlungsphase verstirbt. Die volle Ausschöpfung der Fördermittel erfordert eine eigenständige und laufende Anpassung der Beiträge.
Wer keine Altersvorsorge hat, sollte Riester in Betracht ziehen. Aufgrund der Zulagen, die sich beispielsweise für eine Person mit Kind in 20 Jahren auf immerhin 9.500 Euro summieren, lohnt sich das Sparen. An den Zuschüssen können nur die Einzahler in vollem Umfang partizipieren, die in der Lage sind, relativ hohe monatliche Sparbeiträge zu überweisen. Der niedrige Eigenbeitrag von 60 Euro im Jahr ermöglicht zwar vielen Menschen die Teilhabe an Riester, in dem Fall kommen jedoch am Ende nur sehr geringe Renten heraus. Aus diesem Grund hat das Parlament ab 2018 für Geringverdiener Erleichterungen in der Auszahlungsphase beschlossen. Das betrifft zum Beispiel die Einmalauszahlung von Kleinstbetragsrenten oder die geringere Anrechnung der Riester-Rente auf die Grundsicherung. Gerade dieser Teil der Bevölkerung ist auf eine zusätzliche Vorsorge angewiesen, da er ohnehin nur eine kleine gesetzliche Rentenzahlung erhalten wird. Nützlich ist Riester dagegen besserverdienenden Arbeitnehmern und Beamten, die aufgrund ihrer Einkünfte eine angemessen hohe Rente bzw. Pension erwarten und im Rentenalter einen wesentlich niedrigeren Steuersatz aufweisen.
Dem stetig sinkenden Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung können Privatleute nicht allein durch die Riester-Rente begegnen. Ein zusätzlicher Vermögensaufbau ist zu empfehlen. Für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Geringverdiener, Familien mit mehreren Kindern sowie Gutverdiener, die überdurchschnittlich von der staatlichen Förderung profitieren, ist der Abschluss eines Vertrags sinnvoll. Jedoch sollte konsequent auf die Kosten der Altersvorsorge geachtet werden, da sonst zu viel Geld des Einzahlers für Verwaltung und Absicherung der Beiträge verloren geht. Es ist daher ratsam, die Konditionen und Bedingungen der Riester-Produkte zu vergleichen und sich vor Vertragsabschluss unabhängig beraten zu lassen.