In der Finanzwirtschaft ist ein Investment ohne Agio eine Kapitalanlage, bei der kein Aufgeld auf den Nennwert der Anlage erhoben wird. Das Agio, auch Ausgabeaufschlag genannt, ist demzufolge ein in der Regel in Prozent angegebener Aufschlag auf die Ausgabe einer Kapitalanlage. Dieses Aufgeld kann bei ausgewählten Investmentarten von dem Broker, dem Kreditinstitut oder sonstigen Finanzdienstleistern erhoben werden. Bei einem Investment von 1.000 Euro in Aktienfonds mit einem Ausgabeaufschlag von fünf Prozent hätte der Anleger somit einen Aufschlag von 50 Euro zu zahlen.
Das Gegenteil des Agios ist das Disagio. Dieses wird in der Finanzwirtschaft als Abschlag vom Nennwert eines Investments bezeichnet. In der Praxis hat das Disagio insbesondere bei der Abwicklung von Wertpapierkäufen und Darlehen Bedeutung. Die Emittenten (die Wertpapiere ausgebenden Institute) behalten bei Wertpapieren häufig einen Abschlag ein, mit dem sie ihre Verwaltungskosten decken. Dies ist beispielsweise bei der Ausgabe von Zertifikaten häufig der Fall. Wird hingegen bei einem Darlehen ein Disagio vereinbart, so erhält der Kreditnehmer nicht die vereinbarte Kreditsumme, sondern lediglich den Anteil der Kreditsumme abzüglich des vereinbarten Disagios.
Sparer, Kleinanleger und sonstige Privatinvestoren treffen unter anderem bei folgenden Anlageformen auf ein Agio:
1. Aktien
Bei der Emission von Aktien, also der erstmaligen Ausgabe von Aktien, ist der Ausgabeaufschlag die Differenz zwischen dem Nennwert der Aktien und dem Kurswert. Emittiert ein Unternehmen Aktien zu einem Nennwert von 100 Euro, so würde ein Investor bei einem Aktienkurs von 105 Euro ein Agio von 5 Prozent, also 5 Euro, zahlen.
Beim Erwerb von Investmentfonds über eine Kapitalgesellschaft ist der vom Anleger zu zahlende Ausgabeaufschlag als Agio zu verstehen. Dieser wird in der Regel im Verkaufsprospekt des Fonds ausgewiesen. Übliche Ausgabeaufschläge liegen bei Aktienfonds zwischen 2 und 5 Prozent. Bei Immobilienfonds können in Abhängigkeit der Zusammensetzung des Portfolios höhere Agios erwartet werden.
3. Anleihen
Die Veranschlagung eines Ausgabeaufschlags ist darüber hinaus auch bei Anleihen üblich. Anleihen sind verzinsliche Wertpapiere, die insbesondere von Kreditinstituten, Staaten oder Unternehmen ausgegeben werden. In Abhängigkeit der Bonität des Gläubigers werden unterschiedlich hohe Prozentsätze bei der Ausgabe von Anleihen angesetzt. Möchte ein Privatinvestor etwa eine Anleihe eines großen Automobilkonzerns erhalten, so ist es nicht unüblich, dass der Konzern einen Zu- oder Abschlag, also ein Agio oder Disagio, einbehält. Durch eine spätere Zinszahlung würde der Anleger aber dennoch von der Anleihe profitieren.
4. Sparplan
Das Agio wird häufig von Kreditinstituten oder sonstigen Finanzdienstleistern genutzt, um eigene Kosten zu decken. Bei regelmäßigen Investments, wie beispielsweise der Besparung eines Sparplans, werden je nach Anlageform auch häufig Agios festgesetzt.
Für den Anleger ist es in der Regel vorteilhaft, wenn seine Rendite nicht durch ein Agio (bzw. Disagio) beeinflusst wird. Daher suchen viele Kleinanleger gezielt nach Investitionsmöglichkeiten, welche ohne diese Aufwendungen durchzuführen sind.
Eine Möglichkeit für ein Investment ohne Ausgabeaufschlag ist die Eröffnung eines Tagesgeld- oder Festgeldkontos. Hier sind insbesondere (bei den Direktbanken erhältliche) Geldanlagen denkbar, welche sich verzinsen, ohne dass ein Aufgeld gezahlt werden muss.
Daneben sind Direktinvestments in Rohstoffe oder Immobilien regelmäßig ohne Agio durchzuführen. Anleger, welche Gold, Öl oder Häuser kaufen, werden so die Kosten für ein Depot mit Wertpapieren oder die Verwaltungsarbeiten des Finanzdienstleisters einsparen können. Leider kommen bei vielen Direktinvestments andere Kosten, wie beispielsweise Anschaffungsnebenkosten beim Immobilienerwerb, auf den Anleger zu.
Eine Form der Kapitalanlage ohne Agio ist auch das Crowdinvesting. In Form von Crowdinvesting für Immobilien ermöglicht es Kleinanlegern, bereits mit geringen Mitteln an großen Immobilienprojekten zu partizipieren. Ein Anteil an einem derartigen Projekt, wie es sie für Wohn- als auch Gewerbeimmobilien gibt, wird bisher nicht mit Aufgeldern belastet. Im Gegensatz zu einem Investment mittels einer Beteiligung an einem geschlossenen Fonds für Immobilien in einem ähnlichen Projekt wird die Rendite beim Crowdinvesting nicht durch hohe Ausgabeaufschläge gemindert.
Durch den oben beschriebenen Ausgabeaufschlag wird die Rendite des Anlegers bei einigen Anlageformen deutlich reduziert. Mittlerweile werden daher auch viele Fondsanteile an den Börsen gehandelt. Dort können die Anteile des Fonds ohne Ausgabeaufschläge erstanden werden. Dies kann für den Anleger günstiger sein als ein Erwerb der Anteile über eine Fondsgesellschaft. Leider fallen hier jedoch Order- und Börsengebühren an.
Investments ohne Agio können für den Anleger vorteilhaft sein. Entscheidend bei der Beurteilung dieser Frage ist die Höhe der sonstigen Kosten, die bei einem Investment ohne Ausgabeaufschlag anfallen. So spart ein Anleger beim Erwerb von einhundert Feinunzen Gold ein etwaiges Aufgeld durch einen Finanzdienstleister. Seine Rendite (durch einen möglichen Kursgewinn des Rohstoffs) wird aber durch die Transport- und Lagerkosten deutlich geschmälert.
Ähnlich differenziert kann die Beurteilung eines Investments bei einer Aktie ohne Agio ausfallen. Erwirbt ein Anleger beispielsweise eine Aktie zu dem Nennwert, so musste er kein Agio zahlen und konnte Kosten sparen. Dies kann jedoch auch ein schlechtes Zeichen sein, da ein fehlendes Agio an der Börse auch auf eine verhaltene Nachfrage von anderen Anlegern hinweist, welche sich an der Börse zu einem fallenden Kurs entwickeln kann.
Ausgabeaufschläge werden häufig von Finanzdienstleistern verlangt, da diese so ihre Kosten decken. Investments, welche nicht mit der Unterstützung von Finanzdienstleistern durchgeführt werden, können daher häufig ohne Agio angeboten werden. Dazu gehören auch das Crowdinvesting und die Direktanlage in Immobilien, Rohstoffe oder sonstige Wertgegenstände. Hier kann es allerdings aus Sicht der Anleger nachteilig sein, dass der Anleger nicht durch eine fachkundige Beratung begleitet wird. Um genau diesen Nachteil auszugleichen, bieten die Online Plattformen für das Crowdinvesting transparente Verfahren und Prospekte an, die umfassend über mögliche Risiken informieren.
Da gewöhnliche Privatinvestoren in vielen Fällen durch das Kleinanlegerschutzgesetz über eventuelle Risiken informiert werden, ist aus Sicht der Anleger auch ein Investment ohne eine Beratung durch einen Finanzdienstleister durchaus attraktiv und sicher.