Ob Kredit, Fonds oder Aktien: Wer sich Geld ausleiht oder Geld anlegt, muss dafür zahlen. Häufig hört man in diesem Zusammenhang des Begriff des Agios, auch als Aufschlag, Aufgeld oder Ausgabeaufschlag bezeichnet. Was also hat es damit auf sich, und was müssen Kreditnehmer oder Anleger dazu wissen?
Wer sich bei einer Bank Geld ausleiht, muss die Kosten dafür tragen. Diese Kosten werden auf die Kreditsumme aufgeschlagen. Dieser Aufschlag in Form von Zinsen und Gebühren wird als "Agio" bezeichnet. Der Rückzahlungsbetrag ist bei einem Kredit folglich höher als das ausgeliehene Geld. Als Kreditnehmer weiß man in der Regel, dass zur Kreditsumme Kosten hinzukommen, die man zurückzuzahlen hat. Meistens denkt man aber vorrangig an die Zinsen, der Begriff des Agios ist vielen Kreditnehmern deshalb weniger geläufig.
Die finanzierende Bank verlangt für das ausgeliehene Geld einen Nominalzins. Dieser Zins richtet sich nach dem allgemeinen Zinsniveau am Markt. Somit ist die Bank nicht völlig frei in der Festsetzung ihres Kreditzinses, sie muss sich vielmehr nach den Gegebenheiten an den Märkten richten. Gerade in einer Niedrigzinsphase, wie sie seit einigen Jahren an den Kapital- und Finanzmärkten herrscht, bekommt ein Kreditnehmer günstiges Geld, während die Banken dafür eher moderate Kosten geltend machen dürfen, um sich im Wettbewerb um zahlungskräftige Kunden zu behaupten. Die Bank hat aber einen gewissen Aufwand mit der Bearbeitung und der Genehmigung des Kredits. Sie muss ihren Kunden beraten, sie führt die Kreditprüfung durch, sie eröffnet das Konto und erstellt den Kreditvertrag. Selbst wenn die bankinternen Abläufe weitgehend automatisiert sind und durch clevere IT-Programme vereinfacht werden, sind bei der Bank bestimmte Prozesse zu durchlaufen, bis der Kredit genehmigt ist. Diesen Aufwand lässt sie sich durch ein Agio auf den Kreditbetrag finanzieren. Für den Kunden besteht hier kaum Verhandlungsspielraum, deshalb ist dieser Aufschlag ein fester Bestandteil des Kredits. Auch bezüglich der Höhe lässt sich häufig nur wenig verhandeln.
Unter einem Disagio versteht man das Gegenteil eines Agios: Es handelt sich hier um einen Abschlag oder ein Abgeld. Manchmal wird auch der Begriff "Damnum" verwendet. Das Disagio wird ebenso wie das Agio im Prinzip zwischen den Geschäftspartnern frei verhandelt, wobei der Kunde in der Regel an die Vorgaben der Bank gebunden ist. Einen gesetzlich festgelegten Satz für Auf- und Abgeld gibt es allerdings nicht. Als Anhaltspunkt gilt ein Wert von bis zu sieben Prozent, der von einem Kreditnehmer oder einem Anleger noch akzeptiert werden kann. Bei Aktien ist ein Disagio übrigens gesetzlich nicht zulässig, bei Anleihen spielt es dagegen eine Rolle. Würde bei Aktien ein Disagio vereinbart, erhöhen sich dadurch die Zinsen, weil die Zinsen auf den Nennwert der Aktie gezahlt werden. Bei Anleihen ist das Disagio dazu gedacht, den Zinsmantel von bereits herausgegebenen Anleihen an die aktuellen Zinsen am Markt anzupassen. Wenn die Zinsen am Markt steigen, werden Anleihen mit einem niedrigeren Zins und einem geringen Zinsmantel in der Regel mit einem Disagio verkauft. Anderenfalls ist es für den Anleger nicht sinnvoll, in eine Anleihe mit geringen Zinsen zu investieren.
Das Agio wird nicht nur bei einem Kredit genutzt. Er wird zum Beispiel bei der Herausgabe von Wertpapieren oder Aktien vereinbart. Kauft man zum Beispiel eine Aktie für den Preis von 100 Euro und der Aufschlag beträgt drei Prozent, zahlt der Anleger insgesamt 103 Euro. Der Wert der Aktie bleibt dagegen unverändert bei 100 Euro. Das Aufgeld entspricht bei Aktien also der Differenz zwischen dem Nennbetrag und dem Ausgabebetrag, wobei der Ausgabebetrag dem aktuellen Kurs entspricht. Beim Kauf von Anteilen an einem Fonds sollte sich der Anleger die vertraglich festgelegten Auf- und Abschläge sehr genau ansehen. Sie unterscheiden sich von Bank zu Bank, wobei die Differenz meistens nur gering ist. Von einigen Banken werden Fonds ohne Ausgabeaufschlag herausgegeben. Die Direktbanken nutzen dieses Instrument häufig als zeitlich befristete Werbemaßnahme, um ihre Kunden zum Abschluss von Sparplänen für bestimmte Fonds zu animieren. Ein solches Investment ist für Anleger zu empfehlen, die sich ein wenig mit Fonds auskennen und die sich zutrauen, ihre Wahl bei einer Direktbank online zu treffen. Der Ausgabeaufschlag beträgt meistens zwischen einem und sechs Prozent auf den Rücknahmepreis. Durch das Agio soll der Vertrieb des Fonds finanziert werden, es handelt sich somit also um Kosten, die der Anleger zu tragen hat.
Beim Kauf einer Anleihe hat ein Aufgeld einen anderen Effekt. Hier kauft der Anleger bei einem vereinbarten Aufschlag weniger Anteile. Der Aufschlag ist meist an Anleihen gekoppelt, die in einer Phase mit hohen Zinsen herausgegeben wurden und die entsprechend einen hohen Zins versprechen. Solche Wertpapiere sind in einer Phase geringer Zinsen sehr gefragt. Um den Preis dieser Anleihen in die Höhe zu treiben, wird ein Agiof vereinbart, wodurch der effektive Zins direkt sinkt.
Bei einem Kredit wird das Agio auf den Nennwert berechnet. Die Zinszahlungen sind also nicht Bestandteil des Aufschlags. Trotzdem wirkt sich der Aufschlag auf die Zinsen aus, da er den effektiven Zins und damit die Gesamtkosten für den Kredit in die Höhe treibt. Der Kreditnehmer zahlt das Agio über die gesamte Kreditlaufzeit, sofern es sich um ein endfälliges Darlehen handelt. Wenn ein Annuitätendarlehen vereinbart wird, reduziert sich der Aufpreis mit jeder Tilgungszahlung. Das Agio ist also meistens vom Kreditnehmer zu bezahlen, denn er ist derjenige, der die Leistung erhält. Der Kreditgeber stellt den Kredit bereit, er ist der Empfänger des Aufgelds. Das gilt auch beim Kauf eines Wertpapiers. Als Anhaltspunkt für den Käufer oder für den Kreditnehmer gilt somit, dass ein Aufgeld beim Vergleich von Angeboten berücksichtigt werden sollte. So vermeidet man, dass man sich für einen Kreditgeber oder eine Fondsgesellschaft entscheidet, die zu hohe Kosten geltend machen.
Als Kreditnehmer sollte man ebenso wie als Anleger wissen, wie ein Agio definiert ist und welche Rolle er spielt. Vor allem muss man beachten, dass er unbedingt im Vergleich betrachtet werden sollte, bevor man sich für eine Bank oder eine Fondsgesellschaft entscheidet. Letztlich steht das Agio für Kosten, die der Kreditnehmer oder der Anleger zu tragen haben. Wer also günstig einen Kredit aufnehmen will oder wer preiswert in Fonds investieren möchte, sollte das Agio nicht aus den Augen verlieren. Auch beim Kauf von Aktien oder Anleihen ist das Agio wichtig und darf bei der Kaufentscheidung nicht unberücksichtigt bleiben. Weiterhin sollte er auf keinen Fall mit dem Disagio verwechselt werden. Dabei handelt es sich um ein Abgeld, das zwar ebenfalls einer Kostenposition entspricht, das aber eher bei Anleihen verwendet wird und dort zur Steuerung der Nachfrage bei Anleihen aus einer Hoch-Zins-Phase angewandt wird.