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von
Bente Staack

Investieren und Nachhaltigkeit

ESG im Fokus

Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Investments zu berücksichtigen, gewinnt für viele Anleger zunehmend an Bedeutung. Auch Unternehmen richten sich verstärkt auf einen Markt aus, bei dem Klimaschutz mehr in den Mittelpunkt rückt. ESG-Kriterien können dabei sowohl Investoren als auch Unternehmen einen Rahmen geben, um das Thema Geldanlage und Investitionen grüner zu denken und Nachhaltigkeitsziele messbar umzusetzen.

Die EU-Taxonomie ist ein solides, wissenschaftsbasiertes Transparenzinstrument für Unternehmen und Investoren. So werden Anleger bei Investitionen in Projekte und Wirtschaftstätigkeiten, die sich deutlich positiv auf Klima und Umwelt auswirken, künftig von der gleichen Grundlage ausgehen können. Darüber hinaus werden Offenlegungspflichten für Unternehmen und Finanzmarktteilnehmer festgelegt.

Quelle: EU Kommission

Die EU-Taxonomie ist ein solides, wissenschaftsbasiertes Transparenzinstrument für Unternehmen und Investoren. So werden Anleger bei Investitionen in Projekte und Wirtschaftstätigkeiten, die sich deutlich positiv auf Klima und Umwelt auswirken, künftig von der gleichen Grundlage ausgehen können. Darüber hinaus werden Offenlegungspflichten für Unternehmen und Finanzmarktteilnehmer festgelegt.

Quelle: EU Kommission

Nachhaltigkeit spielt im Bereich Kapitalanlage eine immer größere Rolle. Dies hat vielfältige Gründe – zum einen aufgrund neuer regulatorischer Vorgaben, die künftig verpflichtende Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen vorsehen. Zum anderen achten Privatkunden bei ihrer Geldanlage zunehmend auf die Werte der Unternehmen, die hinter den Investmentmöglichkeiten stehen.1 

Über alle Generationen hinweg steigt bei Verbraucherinnen und Verbrauchern das Bedürfnis, Finanzprodukte zu nutzen, die Transparenz bezüglich ihrer Umwelt- und Sozialbilanz zeigen. Es gibt also ein gesteigertes öffentliches Interesse an den ökologischen und sozialen Auswirkungen unternehmerischen Handelns, aber auch Unternehmen selbst möchten vor dem Hintergrund aktueller ökologischer und geopolitischer Entwicklungen zunehmend gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dies spiegelt sich am Markt wider, der einer gesetzlichen Regulierung durch das geänderte Investmentverhalten der Kunden teilweise bereits voraus ist und verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit setzt.2

Diese Aspekte machen die Einhaltung von ESG-Kritieren (Environment, Social und Governance) zu einem wichtigen Faktor für die zukünftige Entwicklung der Finanzbranche1, der gleichzeitig attraktive neue Märkte und Dienstleistungen in diesem Bereich entstehen lässt.2

Allein in Deutschland stieg die Summe, die in Anlageprodukte nach ESG-Kriterien floss, von 200,6 Mrd. Euro im Jahr 2020 auf 336,6 Mrd. Euro im Jahr 2021.3

Was ist ESG? 

Bei den ESG-Kriterien handelt es sich um drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen: Environment (Umwelt), Social (soziale Aspekte) und Governance (Unternehmensführung).

Environment:

Dieses Kriterium betrachtet den Einfluss eines Unternehmens auf die Umwelt - z. B. durch Treibhausemissionen, den Verbrauch von Ressourcen und Energieeffizienz. Besonders mit Hinblick auf die Klimakrise kann dieser Pfeiler der ESG-Kriterien einen hohen Impact haben. Eine Studie von McKinsey4 aus dem Jahr 2020 prognostiziert, dass der Klimawandel Millionen von Menschenleben und Billionen von Dollar an Wirtschaftskraft sowie das Naturkapital der Welt langfristig gefährden wird. Auch laut dem Risikobericht des Weltwirtschaftsforum Davos (WEF)5 sind die drei größten Risiken der kommenden zehn Jahre im Bereich Umwelt angesiedelt: Extremwetterereignisse, Klimaschutzversagen und der Verlust von Biodiversität. Eine Einhaltung von umweltbezogenen Kriterien kann Finanzdienstleistern, die diese umsetzen, also eine zunehmende Bedeutung am Finanzmarkt verschaffen. 

Social:

Dieser Bereich befasst sich mit den sozialen Auswirkungen eines Unternehmens auf die Gesellschaft, aber auch mit sozialen Aspekten im Unternehmen selbst. An oberster Stelle steht dabei die Einhaltung von Menschenrechten und die Achtung der Menschenwürde in der gesamten Wertschöpfungskette, z. B. durch ein Verbot von Kinderarbeit, gesellschaftliches Engagement und auch durch einen fairen Umgang mit Kundinnen und Kunden.

Governance:

Dieser Begriff umfasst die verantwortungsvolle Unternehmensführung und -kontrolle. Dabei spielen Aspekte wie Transparenz, Integrität, unternehmenseigene Richtlinien bezüglich Korruption und Ethik eine Rolle. Die Einhaltung dieser Kriterien soll sicherstellen, dass ein Unternehmen verantwortungsvoll und effektiv und zum Wohle aller seiner Stakeholder geführt wird.

In unserem Blogbeitrag zu ESG-Kriterien erfahren Sie mehr zu den drei ESG-Faktoren und finden Beispiele für Maßnahmen, die unter die ESG-Kriterien fallen.

Bei den ESG-Kriterien spielt das Umfeld bzw. die Branche, in der das Unternehmen tätig ist, eine entscheidende Rolle für die Gewichtung der Kriterien durch das Unternehmen. Im Energiesektor hat z. B. das Umweltmanagement oder die Einhaltung von Umweltrichtlinien eine höhere Priorität als in der Dienstleistungsbranche. Hier stehen eher Kriterien wie z. B. Produkthaftung, Humankapital oder die Einhaltung von Richtlinien zur Chancengleichheit im Vordergrund.7

Die Geschichte und Regulatorik hinter ESG

Das Thema ESG fand in den 1960er Jahren seinen Anfang, als Anleger begannen, nicht mehr in Aktien oder Unternehmen zu investieren, die sie als moralisch verwerflich empfanden - die Geburtsstunde des sozial verantwortlichen Investierens (SRI).8

Nahezu ein halbes Jahrhundert später wurde dann im Jahr 2006 mit der Investoreninitiative PRI der Vereinten Nationen (UN Principles for Responsible Investment) der Grundstein für die heutigen ESG-Kriterien gelegt8. Die Unterzeichner dieses Prinzipienkatalogs, zu denen im Jahr 2022 bereits mehr als 5000 Unternehmen zählen, die eine Gesamtsumme von 121 Billionen US-Dollar verwalten9, verpflichten sich darauf, im Investmentprozess u. a. Kriterien wie das Berücksichtigen von ESG-Faktoren bei Investmententscheidungen, Transparenz bei ESG-Themen und Berichterstattung zu den festgelegten Prinzipien zu gewährleisten.10 

Seitdem wurden innerhalb der EU neue Nachhaltigkeitsregeln geschaffen, die einen einheitlichen Rahmen für Unternehmen, Organisationen und Politik geben sollen.

2015 wurden in einem nächsten Schritt im Rahmen der Agenda 2030 bei der UNO Generalversammlung zudem 17 Sustainable Development Goals festgelegt, denen sich Unternehmen und Organisationen freiwillig verpflichten können11. In Deutschland werden diese Ziele im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie umgesetzt12 und zahlen u. a. darauf ein, den Klimaschutz auszubauen, Armut und Hunger zu bekämpfen und nachhaltige Produktion zu fördern.11

Als großer Meilenstein kann der 2020 beschlossene EU Green Deal gesehen werden, der es zum Ziel hat, Europa als ersten Kontinent weltweit bis 2050 zur Klimaneutralität zu führen. Zu diesem milliardenschweren Zukunftsplan der EU gehören mehrere rechtliche Vorgaben, die ESG-Investments für Unternehmen und Organisationen vereinfachen sollen:

EU-Taxonomie: Dieser Rahmen gilt als das Kernstück für die Umsetzung der Ziele innerhalb des Green Deals und soll eine Vereinheitlichung der Bewertung von ESG-Kriterien schaffen. Innerhalb der Taxonomie sind sechs Umweltziele definiert, deren Umsetzung zwischen April 2021 und Januar 2023 vorgesehen war, wobei die wichtigsten beiden der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel sind.11 In der EU-Taxonomie-Verordnung ist zudem ein Mindestschutz für ökologische Nachhaltigkeit verankert, um zu verhindern, dass Unternehmen bei der Verfolgung einzelner Umweltziele soziale Aspekte oder verantwortungsvolle Unternehmensführung nicht berücksichtigen. Dem Mindestschutz liegen die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen sowie die Leitprinzipien der UN für Menschenrechte und Wirtschaft zugrunde. Dazu zählt z. B. die Bekämpfung von Korruption, Steuervorgaben einzuhalten und Regularien zu fairem Wettbewerb einzuhalten.14   

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An der Taxonomie wurde seitdem u. a. kritisiert, dass Brückentechnologien wie fossiles Gas und Atomkraft von der EU-Kommission als “nachhaltig” klassifiziert wurden und dass die Taxonomie Greenwashing eher verstärkt als verhindert.15

Neben der EU-Taxonomie gilt ab dem 01.01.2024 eine verpflichtende Anwendung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für das Geschäftsjahr 2023. Diese verpflichtet Unternehmen, die mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen, über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten Bericht zu erstatten: mindestens 250 Mitarbeitende, eine Bilanzsumme von mindestens 20 Mio. Euro sowie Nettoerlöse von mindestens 40 Mio. Euro.16 Dies gilt auch für Unternehmen aus Drittländern, die innerhalb der EU an der Börse notiert sind. Dadurch werden ESG-Faktoren mehr in den Mittelpunkt gerückt, um durch soziale und gesellschaftlich relevante Ziele eine positive Entwicklung der EU-Staaten zu fördern.17

Innerhalb der Finanzbranche spielt dabei auch das Thema Sustainable Finance bzw. Green Financing und die zugehörige Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) eine entscheidende Rolle. Dieser Regelung folgend müssen Teilnehmer des Finanzmarkts mehr Transparenz beim Thema ESG zeigen, Nachhaltigkeitsinformationen von Finanzprodukten allen Interessengruppen offenlegen und den Zugang zu nachhaltigen Investments erleichtern.18 Deutschland soll zu einem führenden Standort für Green Financing werden, weshalb im Jahr 2021 vom Bundeskabinett mit der Deutschen Sustainable Finance-Strategie entsprechende Maßnahmen definiert wurden. Dazu gehören beispielsweise die Förderung nachhaltiger Investments oder die bevorzugte Förderung nachhaltiger Infrastruktur.19

Die geplanten Ziele und damit verbundenen Maßnahmen zeigen bereits Wirkung: Seit Beginn der Pandemie stieg die Zahl der veröffentlichten ESG-Verpflichtungen auf das Vierfache. Darüber hinaus haben weitere Gesetzgebungen die innerhalb des Green Deals gesteckten Ziele bekräftigt: Bei der UN-Klimakonferenz im Jahr 2022 haben sich rund 200 Länder auf gemeinsame ESG-Ziele wie z. B. den Kohleausstieg bekannt, was bedeutet, dass nun nahezu alle Unternehmen weltweit Teil der ESG-Transformation sind.20 

Auch das im Januar 2023 in Kraft getretene Sorgfaltspflichtengesetz („Lieferkettengesetz“) zahlt auf ESG-Kriterien ein und verpflichtet Unternehmen auf verantwortungsvolles Handeln in den Bereichen Umwelt und Menschenrechte.21

Wie kann man ESG-Strategien bewerten?

Es liegt an den einzelnen Unternehmen zu entscheiden, welche ESG-Richtlinien am meisten Relevanz für sie haben und diese entsprechend zu priorisieren.22 

Viele Unternehmen erstellen dabei bereits eigene Nachhaltigkeitsberichte. Diese sollten Informationen zu den folgenden Aspekten beinhalten1

Zu den meistverbreiteten Standards für die Berichterstattung und Messung von ESG-Themen gehören im deutschen Raum der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und die Global Reporting Initiative (GRI).23 

Wie gut die ESG-Kriterien umgesetzt werden, kann zudem von Rating-Agenturen geprüft und bewertet werden. Sind die entsprechenden Anforderungen erfüllt, kann dem Unternehmen ein Zertifikat ausgestellt werden. Auftraggeber dieser Ratings sind die Investoren und nicht das Unternehmen selbst. Zu den bekanntesten auf Nachhaltigkeit spezialisierten Rating-Agenturen gehören ISS oekom, Sustainalytics, imug und Inrate, wobei mittlerweile auch traditionelle Anbieter wie Bloomberg oder MSCI Ratings anbieten.6 Für Investoren ist dabei eine besondere Herausforderung, aus der Datenmasse die benötigten Informationen herauszufiltern. Um dies zu vereinfachen, sind bereits verschiedene Kennzahlensysteme etabliert worden, die z. B. von Indexanbietern wie Thomas Reuters oder MSCI zur Verfügung gestellt werden. Damit können Anleger die ESG-Scores verschiedener Unternehmen berechnen und vergleichen.6 

ESG-Bewertung in der Immobilienbranche

In der Immobilienbranche etabliert sich deutschland- und europaweit zunehmend das ECORE-Scoring (ESG Circle of Real Estate) als Standard, der 2020 entwickelt wurde. Neben den ESG-Kriterien sind auch relevante Regularien, Gesetze und Verordnungen sowie bereits vorhandene Zertifizierungen Teil der Bewertung. Die Taxonomie-Kriterien der EU werden, ebenso wie die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens, automatisch berücksichtigt.24   

Bei Immobilieninvestitionen werden dabei vier verschiedene Aktivitäten bewertet: Neubau, die Renovierung von Bestandsgebäuden, einzelne Renovierungsmaßnahmen sowie der Besitz und Erwerb von Gebäuden.25

Vorteile und Herausforderungen von ESG

Die Anwendung von ESG-Kriterien bietet sowohl für Anleger, für Unternehmen, als auch gesamtgesellschaftlich gesehen vielfältige Vorteile. 

  • ESG-Kriterien bieten Anlegern eine höhere Transparenz für die Auswahl ihrer Investments, sodass sie wissen, welchen Einfluss ihre Kapitalanlage auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft mit sich bringt.6 
  • Klimaschutzversagen, Extremwetter und ein Verlust der Biodiversität sind drei der größten Risiken für die kommenden Jahre5 – Akteure am Finanzmarkt, die durch die Einhaltung von ESG-Kriterien zur Lösung der Probleme beitragen, können an Bedeutung gewinnen. 
  • Die Integration von Umweltstandards in ein Unternehmen trägt zum Klimaschutz bei, da durch die damit einhergehenden Maßnahmen Ressourcen geschont und die Umweltbelastung verringert wird. 
  • Die Berücksichtigung sozialer ESG-Kriterien bringt faire Arbeitsbedingungen, mehr Vielfalt in der Arbeitswelt und dadurch einen gesellschaftlichen Mehrwert mit sich.
  • Unternehmen sichern sich durch die Einhaltung von ESG-Standards ein vermehrtes Vertrauen ihrer Stakeholder und der Gesellschaft und können dadurch finanzielle Stabilität für ihr Unternehmen erwirken. 
  • ESG-Kriterien können einen positiven Einfluss auf die Rendite haben - die jährliche Rendite des MSCI World SRI lag zwischen 2008 und 2014 über dem des konventionellen Index.26 
  • Die Nachfrage an ESG-konformen Investmentmöglichkeiten steigt durch das gesteigerte Interesse der Öffentlichkeit an Nachhaltigkeit. Dies kann für Unternehmen, die ESG-Kriterien erfüllen, zu einem höheren Kapitalfluss führen.

Welche Hürden bringt ESG mit sich?

Den vielen Vorteilen, die ESG mit sich bringt, stehen einige Herausforderungen gegenüber, die es zu beachten gilt.

  • Gerade für Anleger kann es schwierig sein, Unternehmen aufgrund der Vielzahl an Bewertungsmethoden objektiv zu vergleichen, zumal nicht alle Unternehmen ausführlich über ihre ESG-Praktiken berichten.
  • Im Bereich Fonds haben ESG-Fonds häufig höhere Gebühren als traditionelle Fonds, da hier oftmals mehr Due Diligence erforderlich ist.
  • Beim Thema ESG besteht außerdem das Risiko des Greenwashings – Unternehmen könnten vorgeben, ESG-Kriterien zu befolgen, um Kunden anzuziehen. 

ESG im Bereich Investments und Immobilien

ESG-konforme Anlagemöglichkeiten gewinnen zunehmend an Attraktivität und das Angebot in diesem Bereich wird vor dem Hintergrund gesetzlicher Anforderungen weiterhin zunehmen. Doch welche Anlagemöglichkeiten gibt es für Investoren in diesem Bereich? 

Mittlerweile gibt es hier ein sehr breites Angebot – und es kommt darauf an, welche Kriterien dem Anleger besonders wichtig sind. Die Anlagemöglichkeiten reichen von Anleihen (Green Bonds) über nachhaltige Aktien, Fonds (Impact Fonds) und ETFs bis zu alternativen Anlagen wie z. B. Investments in Projekte der erneuerbaren Energien.11

Für Anleger kann das Investieren nach ESG-Kriterien mehrere Funktionen erfüllen. Zum einen können Sie ihre Anlagestrategie nach den eigenen Wertvorstellungen ausrichten. Zum anderen bietet das Analysieren von Unternehmen nach ESG-Kriterien den Vorteil, besonders nachhaltig wirtschaftende Unternehmen zu identifizieren.

Bei der Auswahl der Investitionen muss der Anleger zudem entscheiden, welche Rolle die finanzielle Performance einer Anlagemöglichkeit für ihn spielt, oder ob er bereit ist, auf Rendite zu verzichten, zugunsten des positiven Impacts seiner Investition.27

Von ESG-Screening bis Impact Investment

Innerhalb von Investitionen mit Nachhaltigkeitsbezug gibt es verschiedene Abstufungen. Bei der ersten, dem ESG-Screening, handelt der Investor lediglich nach Ausschlusskriterien und exkludiert Investitionen mit negativen sozialen, ökologischen oder ethischen Geschäftsmodellen, z. B. die Tabak- oder Rüstungsindustrie. Die ESG-Integration bedeutet, dass ökologische, ethische oder soziale Kriterien bewusst in die Investmententscheidung einfließen. Der nächste Schritt, „Best-in-class” umfasst die jeweiligen ESG-Leader einer Branche. Die letzte Abstufung bei den nachhaltigen Investments ist das sogenannte Impact Investing. Bei dieser Art des Investierens steht das Wirkungsziel im Vordergrund: Die Investments sollen einen positiven, ökologischen oder gesellschaftlichen Wandel bewirken. Im Gegensatz zu ESG-Investments, die eine Rendite auf Marktniveau anstreben (Finance-First-Ansatz) steht hier der das Wirkungsziel an erster Stelle (Impact-First-Ansatz), wodurch Anleger oftmals eine geringere Rendite in Kauf nehmen.28 Beispiele für Impact Investments sind Mikrofinanzierungen von Unternehmern in Entwicklungsländern, Investments in Impact Fonds oder die Förderung von Projekten der erneuerbaren Energien.6

Die Grafik, die in einem hellen bis dunkelgrünen Farbverlauf dargestellt ist, zeigt in Leserichtung die Einwirkung verschiedener Ansätze und Strategien, die von weniger zu mehr ESG führen. Die Abstufungen lauten: ESG Unaware, Exclusion Policy, ESG Aware, ESG Integration, Best-in-Class und Impact.
Quelle: www.ginmon.de/wiki/esg

Alle hier genannten Investmentstrategien fallen unter den Oberbegriff Socially Responsible Investment (SRI), der für alle Formen des nachhaltigen Investierens steht.6

Im Experteninterview mit Tobias Schütt, Gründer des Solarpioniers DZ4, können Sie mehr zum Thema Impact Investments lesen.

ESG-Kriterien im Immobiliensektor

Auch im Bereich Immobilien und Immobilieninvestments haben die neuen ESG-Richtlinien und -Möglichkeiten weitreichende Auswirkungen.

Der Immobiliensektor ist in hohem Maße von natürlichen Ressourcen und Ökosystemen abhängig – die Preissteigerungen für Rohstoffe haben in den vergangenen Jahren gezeigt, welchen Einfluss die Klimakrise in diesem Bereich haben kann. Die fortschreitende Zerstörung der Natur stellt somit eine große Herausforderung für die Immobilienbranche dar. 

Rund 40 % aller CO2-Emissionen entfallen auf Gebäude24 - eine Zahl, die zeigt, dass sich der Immobiliensektor dem Klimawandel stellen und die Nutzung natürlicher Ressourcen neu denken muss.29

Ebenso wie im Bereich Fonds und Aktien erwarten auch die Anleger von Immobilienprojekten, dass Real-Estate-Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus rücken und sich mit ESG-Anforderungen auseinandersetzen. Zwar entstehen Neubauten mittlerweile unter Berücksichtigung entsprechender Zertifizierungssysteme, doch gerade im Bereich Bestandsbauten muss es, im wahrsten Sinne des Wortes, noch an die Substanz gehen, um ESG-Kriterien gerecht zu werden. 

Auch im Immobilienbereich gilt oftmals – je höher der ESG-Score, desto sicherer das Investment. Daher werden im Real Estate-Bereich klare Standards benötigt, damit Objekte vergleichbar sind und ihr ESG-Zustand einheitlich erfasst werden kann. Absehbar ist, dass nicht ESG-konforme Immobilien an Wert verlieren werden, da sie für Käufer und Mieter – besonders hinsichtlich Energieeffizienz – unattraktiver werden.24

Der Umweltaspekt liegt derzeit in der Immobilienbranche stark im Fokus8, da die Energieeffizienz zu einem der wichtigsten Kriterien von Gebäuden hinsichtlich Verkauf und Vermietung geworden ist. Schließlich schonen klimaeffiziente Energiequellen das eigene Budget und das Klima. Zusätzlich gibt es Vorgaben durch den Gesetzgeber: Bis 2030 müssen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 im europäischen Bausektor um zwei Drittel sinken. 

Zu den ESG-Kriterien im Bereich Umwelt der Immobilienbranche gehören unter anderem Klimaneutralität, Grünflächenanteile, Kreislaufwirtschaft und Energieverbrauch. Im Bereich Soziales sind Aspekte wie Lieferketten, Mitarbeiterbezahlung, kommunale Entwicklung, Sicherheit von Gebäuden und Anbindung an Mobilität für die Immobilienbranche zentral. Nachhaltigkeitsmanagement, Risiko- und Reputationsmanagement sowie Transparenz in der Kommunikation zu allen Stakeholdern werden für den Bereich Unternehmensführung im Immobiliensektor bewertet. 

Eine Herausforderung bei den Kriterien ist auch in dieser Branche die Einheitlichkeit. Es gibt unterschiedliche Gütesiegel, die jedoch nicht wesentlich zu mehr Transparenz im Immobiliensektor beitragen. Darüber hinaus wird Energieeffizienz nicht standardisiert bewertet und es fehlt der ganzheitliche Ansatz, der auch soziale Faktoren berücksichtigt.30 

Für Anleger ist es daher auch hier zentral, zu entscheiden, welche ESG-Kriterien für sie besonders wichtig sind, und entsprechend Auskunft über Investitionsmöglichkeiten einzuholen. 

Quellen und weiterführende Informationen:

1 PwC. Neue Nachhaltigkeitsanforderungen für Vermögensverwalter
2 BMWK. ESG-Berichtspflicht: lästige Regulatorik oder eine Keimzelle für Innovation?
3 FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen. Marktbericht nachhaltige Geldanlagen 2022.
4 McKinsey. Climate risk and response: Physical hazards and socioeconomic impacts
5 WeForum. Global Risks Report 2023
6
KlimaVest. Was es bei einem ESG-Investment zu beachten gilt
7 Eumraco. Environmental Social Governance (ESG) – Was bedeutet ESG?
8 Wuestpartner. ESG Immobilien – Nachhaltige Investitionen auf dem Immobilienmarkt
9 Principles for Responsible Investment. Enhance our global footprint
10 Principles for Responsible Investment. What are the Principles for Responsible Investment?
11 ESGvolution. ESG-Investing. Möglichkeiten und Herausforderungen beim „nachhaltigen“ Investieren
12 BWMK. Nachhaltigkeit in der Wirtschaft
13 Euroäische Kommission. EU-Taxonomie. Kommission leitet Expertenkonsultation zu ergänzedem delegierten Rechtsakt über bestimmte Kernenergie- und Gastätigkeiten ein
14 Bafin. Nachhaltige Geldanlage
15 ESGvolution. EU-Taxonomie
16 IDW-Online. Ausweitung der ESG-Berichtspflicht: „Nachhaltigkeit braucht jetzt eine Ansprechperson und eine Stimme im Unternehmen“
17 ESGvolution. CSR & CSRD
18 ESGvolution. ESG-Gesetze
19 ESGvolution. Sustainable Finance
20 Strategy& PwC. Vorsicht vor dem Say-Do-Gap. Deutsche Unternehmen mit ambitionierten ESG-Zielen
21 Bundestag. Bundestag verabschiedet das Lieferkettengesetz22 Climatepartner. Environmental, Social, Governance (ESG)
23
Gabler Wirtschaftslexikon. ESG-Kriterien
24 ExpoReal. Was bedeutet ESG bei Immobilien?
25 TPA Group. Alles zur neuen EU-Taxonomie-Verordnung
26 MSCI Fact Sheet. MSCI World SRI Index (USD)
27 Ginmon. Was ist ESG-Investing?
28 Phineo. Wor­in sich ESG- von Impact Inves­t­ings unterscheiden
29 Deloitte. ESG in der Immobilienwirtschaft
30 ESGvolution. Wie funktioniert ESG bei Immobilien?



Disclaimer: Wichtige Hinweise zu unseren Blogbeiträgen

Die auf unserer Blogseite bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich zu Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Unsere Beiträge und Kommentare sollen allgemeines Wissen und Perspektiven zu Finanzen und Immobilieninvestments vermitteln, jedoch sollten sie nicht als konkrete Handlungsempfehlungen oder Anlagestrategien interpretiert werden. Bitte beachten Sie, dass die Finanzmärkte volatil sind und Risiken beinhalten. Bitte beachten Sie auch, dass sich die Finanzmärkte ständig weiterentwickeln und sich Gesetze ändern können.

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